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Am Rande....



Kritiker, Faulpelz und wohlwollender Begleiter

Ich will hier einen kleinen Exkurs wagen in den Bereich der Psychologie. Während eines Gesprächs mit einem Psychologen erklärte er mir von der Existenz dieser drei Begleiter. Schnell erkannte ich alle drei in mir wieder. Ich will hier an dieser Stelle aus folgendem Grund von diesen drei „Genossen“ berichten: mir selbst wurde schnell klar, dass die Drei in jedem von uns stecken, und vor allen Dingen: die Drei beeinflussen nicht nur uns in unserer Persönlichkeit, sondern sie beeinflussen uns auch in Bezug auf die Arbeit mit unseren Pferden: kriegen wir die Drei in den Griff, werden sie uns in unserer Arbeit mit den Pferden behilflich sein. Erkennen wir sie nicht, lernen wir sie nicht gut genug kennen, werden wir unsere Arbeit qualitativ verschlechtern und ein positives Arbeitsergebnis in weite Ferne rücken. Sicherlich gibt es viele andere Erklärungen und Empfehlungen, die, wenn sie befolgt werden, ein positives Ergebnis zu erzielen helfen. Diese Hilfestellung aus der Psychologie allerdings spricht in Bildern, die wir kennen und von daher gut begreifen und umsetzen können.

Nun will ich die Drei vorstellen:

Der Kritiker:

Er ist derjenige, der uns permanent sagt, was noch zu tun ist, was unbedingt erledigt werden muß. (z.B. Putz ihn doch heute endlich mal gründlich! Hast du die Hufe die letzte Zeit schon mal richtig angeschaut? Räume doch wenigsten den Hufschlag, damit er während der Arbeit nicht auch noch Probleme mit dem unebenen Boden hat! Das zusätzliche Loch im Reithalfter willst Du nun schon seit Tagen ins Leder einbringen, kann doch nicht sein, dass es daran hängt, dass du die Lochzange gerade nicht zur Hand hast! Wie wärs, wenn du, statt ihn aus Faulheit an der einfachen Longe ablaufen zu lassen, heute mal wieder richtig „anziehst“ und arbeitest? Nein, ein Stehtag ist nichts für dein Pferd, verschaffe ihm Bewegung! Deinem Pferd tut ganz schön der Buckel weh, tu doch endlich was dagegen! Also los: heute muß einfach alles erledigt werden!!!

Der Faulpelz:

Der Faulpelz ist derjenige, der mit dem Kritiker Verbindung hat. Er ist nicht ausschließlich gut, aber auch nicht ausschließlich schlecht: seine Reaktion auf die Anweisungen des Kritikers entscheiden oft darüber, ob unsere Arbeit gut oder schlecht, produktiv oder aber auch sehr unproduktiv, oft sogar kontraproduktiv ist: zu den o.g. Beispielen könnte er wahlweise antworten: Ich hab doch gestern einen Großputz veranstaltet, tu ich das täglich, nehme ich ihm die lebenswichtige Schutzschicht auf der Haut, die ja als Fliegenschutz auf der Koppel unwahrscheinlich wichtig ist (oder: ja, du hast schon recht: ich verzichte heute mal lieber auf den Tratsch mit Lieschen Müller, dann reicht mir die Zeit auch noch dafür, ihn ordentlich zu putzen. Steht ihm schließlich auch zu!). Wenn er den ganzen Tag auf der Koppel in jedem Matschloch rumrennt, ist das halt so. Er führt ja schließlich ein sehr artgerechtes Leben auf der Koppel mit den anderen(oder: ja, eigentlich hast du recht. Aber ich mach das heute erst nach der Arbeit, bevor ich ihn wieder in den Stall bringe, dann macht das mehr Sinn wie vor der Arbeit).Oh, das ist doch nicht so schlimm, bin heute eh nur am longieren, da macht das doch nix(oder: oh mann, jetzt bring ich das in die Reihe, und zwar sofort und vor der Arbeit, damit das ganze auch Sinn macht, was ich hier veranstalte). Aber jetzt… tut ihm doch auch mal gut, wenn er nicht jeden Tag schuften muß und außerdem genießt er es immer, wenn er an der Longe so richtig rumfetzen kann. Vielleicht laß ich ihn sogar in der Halle rennen, wenn sie frei ist(oder: eigentlich haste recht: der Zeitaufwand ist fast der gleiche, außerdem fällt er dann nicht die ganze Zeit über die Schulter, hält sich im Rücken fest und das Reiten wird morgen sicherlich für uns beide entspannter…)Eben: laß ihm doch heute mal seine Ruhe, die steht ihm auch zu. Früher waren die Pferde im Ständer angebunden und wurden alt dabei, warum soll es dann schaden, mal einfach nur zu hause in der Box bleiben zu dürfen???(Oder: Mensch, das kannste eigentlich nicht tun: schließlich sind sie ja alle ganz schön von uns abhängig. Ich will auch nicht zu hause eingesperrt sein, nur weil keiner Bock darauf hat, mit mir etwas zu unternehmen).Also heute habe ich schon gerade genug gemacht. Was soll ich denn noch alles tun????(Oder: o.k., die Zeit ist heute schon etwas knapp, dann mach ich das, was am wichtigsten ist, zuerst).

Der wohlwollende Begleiter:

Er ist derjenige, der für das gute Gefühl zuständig ist, wenn wir uns richtig mit Kritiker und Faulpelz auseinandergesetzt haben: Siehst du, kann er uns z.B. sagen, jetzt hast du deinen Schweinehund überwunden und stehst vor einem guten Ergebnis deiner Arbeit: ein zufriedenes, lockeres Pferd, das dir auch morgen beim Reiten noch dankbar sein wird.

Die Ausführungen sind vielleicht, gerade beim Faulpelz, etwas lange geworden, aber wenn wir ehrlich zu uns sind, haben wir doch alle mal solche Tage. Also sollten wir, noch bevor wir uns an die Arbeit mit unseren Pferden machen, mit unseren "drei ständigen Begleitern" in Kontakt treten und unter Einbeziehung unseres Ziels, das wir alle haben, den Weg dorthin vornehmen und möglichst (aha, hier meldet sich schon wieder der Faulpelz!!!) geradlinig verfolgen.

Schaffen wir es nicht, mit den Dreien ein Übereinkommen zu teffen, verursacht uns nämlich spätestens am nächsten morgen der Faulpelz einen regelrechten „Kater“: oh je, hätt ich doch gestern nur…, dann wäre heute vieles einfacher und besser !!!

Beachten wir die Stimmen unserer ständigen Begleiter und lernen mit ihnen umzugehen und zu leben, wird vieles leichter: die klassischen Lehren können wir plötzlich verstehen, wir brauchen keine Gurus mehr, die Tierarztkosten senken sich bei dem einen oder anderen „wie von alleine“, auch diverse Zusatzfutter und -mittel erscheinen überflüssig, weil durch den guten Umgang, die regelmäßige Pflege und die kontinuierliche Arbeit vielleicht sogar diverse Gallen verschwinden, der Rücken langsam wieder aufmuskelt usw. usw.






 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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