HomeEinführungAm Rande....Die AusrüstungDie AusbildungsskalaHengst
 

Die Ausrüstung

Nicht nur beim Reiten und Fahren, sondern auch bei der Arbeit mit der Longe und der Doppellonge, spielt die passende Ausrüstung eine nicht zu verachtende Rolle. Deshalb will ich das Thema Ausrüstung etwas intensiver behandeln:


Der Kappzaum

 Man sollte zu Beginn der Ausbildung des jungen Pferdes an der einfachen Longe und beim Anlongieren mit der Doppellonge einen Kappzaum benutzen. Das Trensengebiß kann gerne zunächst „blind“ in den Kappzaum eingeschnallt werden, um das Pferd lediglich daran zu gewöhnen, etwas im Maul „mitzutragen“. Dafür reicht es, das Gebiß mit dem Genickstück und den Backenstücken, ohne Stirnband, unter den Kappzaum zu verschnallen  Führen allerdings sollte man das junge, unerfahrene Pferd am Mittelring des Kappzaums.

Heutzutage gibt es eine große Vielfalt an verschiedenen Kappzäumen: vom billigen (nicht immer auch gleichzeitig günstigen!) Modell aus Nylon bis zu verschiedenen Modellen aus Spanien und Portugal ist im Handel alles frei erhältlich. Leider wird gerade mit den iberischen Modellen mit einer großen Selbstverständlichkeit umgegangen, leider oft ohne jegliches Hintergrundwissen und Können. Vielen Reitern und Pferdebesitzern ist leider nicht klar, was sie damit alles anrichten können, wenn nicht korrekt damit umgegangen wird.

Grundsätzlich würde ich immer zu einem klassischen Modell aus Leder tendieren. Wichtig dabei ist, dass der Metallbügel im Idealfall nicht aus einem starren Stück, sondern dreigeteilt ist, um sich dem Pferd besser anpassen zu können. Auch die Polsterung sollte anpassbar sein. Der Nasenriemen des Kappzaums sollte mindestens 3 Finger über der Maulspalte  bzw. mindestens 3 Finger breit unter dem Jochbein liegen, damit eine nicht schmerzhafte Halsbiegung erreicht werden kann. Der Nasenriemen muß im Übrigen fest verschnallt sein, um ein Verrutschen zu verhindern. Durch das feste Schließen des Nasenriemens sollte man sehr darauf achten, dass der Lederriemen breit ist (mind. 2 cm), um nicht einzuschnüren, oder alternativ gepolstert ist. Schon Gustaf Steinbrecht spricht in seinem Buch “Das Gymnasium des Pferdes“ von der Notwendigkeit eines weichegepolsterten Kappzaums. Der Backenriemen des Kappzaums soll sich um den unteren Bereich der Kinnbacken legen, um zu verhindern, dass sich das äußere Backenstück bei einseitiger Wirkung am Auge reibt.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Auswahl des Kappzaums ist die Größe der beiden äußeren Ringe am Metallbügel: sind die Ringe zu klein, wirkt beim Einsatz von durchlaufenden Hilfszügeln wie z.B. Dreieckszügeln eine zu große Kraft (Gleitreibung). Größere Ringe, idealerweise in der Größe von Trensenringen, verringern diese Kräfte beträchtlich und schaffen so die Möglichkeit, wesentlich feiner und individueller auf das Pferd einzuwirken. Diese Art von Kappzaum ist allerdings im Handel leider kaum erhältlich. Sollten Sie keinen Sattler zur Hand haben, der dies bewerkstelligt bringt, kann ich nur den HSH-Kappzaum von Herrn Fritz Stahlecker (Das motivierte Dressurpferd) empfehlen. Dieser entspricht den hohen Ansprüchen, die man an einen Kappzaum stellen muß, am meisten.

 

Der Longiergurt

 

Beim Longiergurt sind ebenfalls einige wichtigen Dinge zu beachten: leichte Gurte aus Nylon o.ä. verrutschen schneller als Gurte aus Leder. Außerdem sind an den wenigsten Longiergurten genügend seitliche Ringe in der entsprechenden Tiefe angebracht. Auch die Größe der Ringe ist, wie beim Kappzaum, mit ausschlaggebend für die Arbeit. Beim Anpassen eines Sattels wird oft ein enormer Aufwand betrieben, es ist um das Thema Sattel ein riesiger Markt entstanden. Leider schaut kaum einer darauf, ob der Longiergurt die im Sattelbereich überall geforderte Freiheit der Wirbelsäule gewährt. Dies ist nur mit einem entsprechend gepolsterten Gurt (im Idealfall aus Leder) möglich. Auch hier hat man im Regelfall Probleme, einen geeigneten Gurt zu finden, wenn man keinen Sattler hat, der auf Anweisung so arbeitet, dass das Ergebnis entsprechend den Wünschen des Auftraggebers ausfällt. Bisher ist mir nur ein einziger Gurt aufgefallen, der allen Anforderungen gerecht wird: der Gurt wird von der Sattlerei Hennig in Berlin hergestellt: durch einen Metallbügel werden beide Hälften des Gurtes miteinander verbunden, so dass die Wirbelsäule des Pferdes immer frei ist. Bei diesem Longiergurt ist eine Unterkonstruktion ähnlich den Ortspitzen des Sattels eingearbeitet, die Stabilität gibt. Hiermit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass viele Pferde, wenn sie in Arbeit genommen werden, noch keinen ausgeprägten Widerrist und keine entsprechende Sattellage haben, und der herkömmliche Gurt deshalb oft nach vorne rutscht und dann Druck auf den Widerrist ausübt.

 

Die Longe

Die einfache Longe ist in großer Vielfalt zu bekommen. Meist werden weiche Materialien bevorzugt, wogegen auch nichts einzuwenden ist. Wichtig ist, dass die Longe angenehm und sicher in der Hand liegt. Am Ende der Longe sollte aus Sicherheitsgründen eine Schlaufe angebracht sein, um im "Notfall" ein Ausbrechen des Pferdes dadurch verhindern zu können.

Lediglich zu leichte Materialien sollten ausscheiden, da mit diesen eine gleichmäßige Verbindung zum Maul nicht immer so einfach zu realisieren ist wie bei einer Ausführung mit höherem Eigengewicht.

 Auch der Karabiner der einfachen Longe ist es wert, kurz darüber zu sprechen: der fortgeschrittene Longenführer wird zu einer Lederverschnallung tendieren, da der Karabiner oft zu schwer ist und von daher eine feine, gleichmäßige Verbindung zum Maul erschwert oder unmöglich macht. (Dies trifft meines Erachtens auch bei vielen Snap-Verschlüssen am Reitzügel zu). Wenn man ohne Kappzaum, aber mit einem hannoverschen Reithalfter longiert, ist es sinnvoll und angebracht, die Longe in den Gebissring und das Reithalfter gleichzeitig einzuschnallen, um ein Durchziehen des Gebisses zu verhindern. Diese Variante ist natürlich mit einem Karabinerhaken nicht möglich.

Die Longe sollte eine Länge von ca. 9 m haben, um den entsprechend großen Durchmesser des Longierkreises von mind. 15 m einhalten zu können.

Die Doppellonge

Auch Doppellongen sind in vielfältigsten Ausführungen zu bekommen. Wichtig ist, dass das Material, ob Gurtband oder runde Baumwolllongen, sicher und angenehm in der Hand liegen.  Die Länge der Doppellonge ist ca. 18 m. Die letzten 2-2,5 m an beiden Enden ist bei vielen Doppellongen aus „Seilmaterial“ gestaltet, was sich in bezug auf die Reibung, die in den Ringen entsteht, nur positiv bemerkbar macht: das Seil  läuft wesentlich leichter durch die Ringe als das Gurtmaterial. Dies bewirkt eine wesentlich gleichmäßigere Anlehnung. Im Hinblick auf die Vielseitigkeit, die die Arbeit mit der Doppelllonge bietet, sollte man darauf achten, dass die Longe aus einem Stück gefertigt ist und sich nicht in der Mitte  der Longe eine Verschnallung oder ein Wirbel befindet: beim Handwechsel wirkt sich das sehr störend aus, bei einem Handwechsel mit einem in diesem Moment davonstürmenden Pferd kann sich der Longenführer auch mit Handschuhen empfindlich weh tun.

Sind Pferd und Longenführer beide schon etwas routiniert in der Arbeit mit der Doppellonge, haben sich Umlenkrollen sehr bewährt: im Verlauf der täglichen Arbeit ist es mehrmals erforderlich, die Longen umzuschnallen: von der anfänglich zu fordernden Losgelassenheit (tiefe Einschnallung) bis zum Erreichen der Versammlung (hohe Einschnallung) kann man so die Einschnallungen der Longe immer der jeweiligen Situation anpassen, ohne dabei viel Zeit zu verlieren und das Pferd dadurch aus dem Konzept zu bringen.

 

Die Longierpeitsche

Die Longierpeitsche ist ca. 2 m lang, die Länge des Schlags richtet sich nach den Gegebenheiten und Anforderungen im jeweiligen Fall: ein Pony von 1,10 Stm. kann durchaus mit einer normalen Longierpeitsche und einem recht kurzen Schlag von ca. 1,40 m longiert werden. Bei einem Großpferd und einem entsprechend größeren Zirkeldurchmesser wird man Schläge zwischen 3,00 m und 4,00 m Länge wählen. Ist ein Pferd schon so weit, dass man mit der Handarbeit beginnen kann, wird man sich einer Touchierpeitsche bedienen, die es in verschiedensten Ausführungen und Längen gibt.

Auch im Bereich der Peitschen ist es wie bei allen anderen schon besprochenen Artikeln: der Markt bietet eine unwahrscheinliche Vielfalt an Produkten, die es oft sehr schwer macht, sich zu entscheiden. Wichtig ist, dass eine Peitsche gut in der Hand liegt, d.h. einen guten Schwerpunkt hat, um den Longenführer nicht unnötig zu belasten. Auch das Material kann hier für Erleichterung sorgen: eine Teleskoppeitsche aus Fiberglas ist wesentlich leichter als eine herkömmliche Peitsche. Allerdings ist sie auch viel schneller kaputt, weshalb man sich gut überlegen muß ob man sich so ein Teil zulegt, da sie auch sehr teuer sind. Eine hervorragende Alternative dazu stellen einfachste Angelruten dar, durch die man ein Stück Segelschnur zieht: fertig ist eine günstige Longierpeitsche mit denselben Vorzügen wie die gekauften Modelle!

Handschuhe

Zur Longenarbeit gehört unbedingt das Tragen von Handschuhen. Wem schon einmal eine Longe durch die Hand gezogen wurde, weiß, weshalb!! Und den anderen möchte ich diese Schmerzen gerne ersparen…. Abgesehen davon, ist es auch sicherer, denn man kann ein davonstürmendes Pferd ohne Handschuhe leider meist nicht halten, und wie schnell ist durch ein entlaufendes Pferd ein Unfall passiert…. Deshalb: immer Handschuhe tragen !!!

Schuhwerk

Auch beim Longieren sollten wir festes Schuhwerk tragen, so manch einer hat schon das Fliegen gelernt in Latschen etc…..Wichtig auch: bitte keine Sporen während der Longenarbeit tragen, da auch dies eine Gefahrenquelle ist, wenn sich die Longe in den Sporen verheddert oder man z.B. bei einem Handwechsel, über einen Sporen stolpert. Das hört sich vielleicht übervorsichtig an, ist aber alles schon passiert.

Hilfszügel

Beim Einsatz der normalen Longe sind Hilfszügel nicht nur erlaubt, sondern aus Sicht der klassischen Lehre sogar notwendig. Man kann ohne ein Pferd auszubinden nicht gemäß den Ausbildungsrichtlinien arbeiten, sondern ein Pferd lediglich bewegen. Und dafür gibt es andere Möglichkeiten: anstatt 30 min. auf diese Weise ein Pferd zu bewegen, sollte man es lieber in der Halle oder auf einem entsprechenden Platz unter Aufsicht freilaufen lassen oder auf die Weide stellen. Beim Einsatz von Hilfszügeln muß allerdings sichergestellt sein, daß die Wahl des Hilfszügels und dessen Verschnallung auch dem Alter, dem Ausbildungsstand des Pferdes und dem eigentlichen Grund der Verwendung von Hilfszügeln angepaßt ist.

Bei der Arbeit mit der Doppellonge erübrigt sich der Einsatz von Hilfszügeln: durch die vielfältigen Möglichkeiten, die die Doppellonge in Bezug auf die Verschnallung bietet, werden Hilfszügel überflüssig, oft stören sie sogar die Verbindung zwischen Pferd und Longenführer. Allerdings setzt das auch voraus, dass man sich mit der Materie in Theorie und Praxis unter fachlicher Anleitung schon eingehend befasst hat.

 

 

Beinschutz

Ganz wichtig ist, beim Longieren immer an den Schutz der Pferdebeine zu denken. Die Pferde sollten zu Beginn der Longenarbeit schon daran gewöhnt sein, mit Gamaschen oder Bandagen zu arbeiten. Beides auf einmal ist für ein junges Pferd zuviel. Deshalb: das Pferd zuerst an seine Ausrüstung gewöhnen, erst dann mit dem nächsten Schritt, der eigentlichen Arbeit, beginnen.

Longierzirkel

Speziell beim Anlongieren und in den Anfangszeiten sollte der Longierzirkel abgetrennt sein vom Reitbereich, um Unfällen vorzubeugen. Es wird immer wieder vorkommen, dass sich ein junges oder unerfahrenes Pferd auch aus sehr erfahrenen Händen befreit. In diesem Fall ist es von größter Wichtigkeit, dass sich eine hinterhergeschleifte Doppellonge niemals um die Beine eines sich in der Bahn befindlichen Pferdes legt und so unter Umständen großer Schaden entsteht. Auch sollten alle Türen und Tore nach draußen immer geschlossen sein, um derartige Unfallquellen von vorne herein auszuschließen.

Der Boden

Selbstverständlich sollte der Boden, auf dem sich die Pferde bewegen, möglichst optimal sein, um schon frühzeitige Schäden und Verschleißerscheinungen an den empfindlichen Pferdebeinen zu vermeiden. Leider wird auf diesen Punkt nicht immer Rücksicht genommen, die Schäden sind oft sehr langwierig in der Behandlung und im schlimmsten Fall nicht mehr gutzumachen. Unebene oder zu tiefe Tretschichten sind genau so unbrauchbar wie ein Untergrund mit zu wenig Tretbelag.

Wir sehen also, daß es vor Beginn der eigentlichen Arbeit wichtig ist, ordentliche Rahmenbedingungen zu schaffen um auch die Chance zu haben, ein gutes Arbeitsergebnis zu erzielen. 








HomeEinführungAm Rande....Die AusrüstungDie AusbildungsskalaHengst